Dr. Karin Zangerl Kunsthistorikerin

Dr. Karin Zangerl Kunsthistorikerin

“Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen”. Pearl S. Buck Dr. Karin Zangerl über den Maler Harald Birklhuber Das gesellschaftliche Umfeld und besonders die neuen Medien eröffnen der Kunst in den letzten Jahren ungeahnte neue Tore. Die nahezu pathologische Suche nach Innovation und Originellem führt zu einer unüberschaubaren Fülle von Kunstgattungen und Künstlern, die den “Kunstmarkt” überschwemmten. Durch diese stete Entwicklung verlor so manch Schaffender die eigene künstlerische Identität. Die enorme Vielzahl von Kunstgattungen führte zu Begriffsverwirrung und Verwechslung. Seit einiger Zeit ist nun für jeden, der das aktuelle Kunstgeschehen aufmerksam verfolgt, eine neue, zukunftsweisende Entwicklung in der bildenden Kunst zu bemerken. Im aktuellen Kunstgeschehen nimmt die wiedergefundene Gegenständlichkeit in der Malerei einen zunehmend bedeutenden Stellenwert ein Mit dem oberösterreichischen Maler Harald Birklhuber präsentiert die Altstadt Galerie Hall einen Künstler, der sich der richtungsweisenden Kunst der Neuen Gegenständlichkeit verschrieben hat. Geboren 1961 in Steyr, offenbart sich in ihm die Meisterschaft eines Spätberufenen. Nach 16-jähriger Tätigkeit als Schlosser trat Harald Birklhuber 1992 in die renommierte Hochschule für künstlerisches und industrielles Gestalten in Linz ein; 1997 schloss er sein Studium mit dem Diplom der Meisterklasse für Malerei und Grafik. Zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, Preise und Auszeichnungen, diverse Studienreisen im In- und Ausland so wie die Präsenz seiner Gemälde in öffentlichen und privaten Sammlungen sprechen für seine gefestigte Position am Kunstmarkt und für die Qualität seiner Werke. In unverwechselbarer Handschrift schafft Birklhuber wie ein Besessener seine am Gegenstand orientierten Ölgemälde. “Es geht mir nicht um die Illusion – ich möchte sichtbar machen, Gefühle, Eindrücke, Stimmungen… einfach das, was nur im Bild erreichbar ist”, so der Künstler. Geäst im Unterholz, das weite Hügelland seiner Heimat, Impressionen aus dem Süden, alte Tontöpfe – lose in eine Ecke gestellt -, eine idyllische Brücke eingebettet in satten Grün der Natur, erblühende Blumen, eine Häuserfront im Gegenlicht, schaukelnde Boote in der einmaligen Atmosphäre Venedigs, der Besuch beim Barbier; das sind nur einige der Motive, die der Oberösterreicher in wahrer Meisterschaft zu Leinen bringt. Im Bild “Akt” unterstreicht der gekonnte Einsatz der perspektivischen Verkürzung des Körpers, gepaart mit der Farbwahl, die laszive und erotische Ausstrahlung der sinnlichen Frau. Die ansprechenden Blumenstilleben und Blumenwiesen sind ein Fest der Farben und überzeugen in der Harmonie der einfühlsam abgestimmten Farbpalette. eine pastose Malweise und ein kraftvoller, breiter Pinsel zeichnen seine Ölgemälde aus. Die Natur ist ihm Anregung und Medium zugleich. Er arbeitet als Maler nicht nach, sondern, wie Cezanne forderte, parallel zur Natur. “Das Alltägliche ist es, das mich fasziniert. Es soll beachtet und hervorgehoben werden. Das ist der Anlass für ein Bild, oder doch nur Vorwand, in jener Treue zur sichtbaren Welt, wo die Erscheinung ihr Recht hat, aber es sogleich abgibt an den Anspruch der Komposition. Dennoch bleibt das Bild mit dem Vorbild wie mit einer Nabelschnur verbunden, obwohl es längst eigenes Leben gewonnen hat”, so Harald Birklhuber über seine Malerei. Das Unscheinbare, das Alltägliche, an dem wir vorübergehen, wird durch die Ölgemälde Birklhubers für uns sichtbar und einmalig. Eine Gabe, die nicht jedem Künstler gegeben ist, eine Gabe, die viel Fleiß, Disziplin und ernsthafte Auseinandersetzung mit der künstlerischen Arbeit erfordert. Wo nun soll man Harald Birklhuber kunsthistorisch positionieren? Welcher der zahllosen Kunstgattungen kann man ihn zuordnen? Seine formalen und stilistischen Ansatzpunkte liegen in der klassischen Moderne. Die Spontanität seiner Malweise zeugt von der expressiven Prägung seiner Bilder. Der virtuose Umgang mit dem Licht hingegen erinnert zweifelsohne an den österreichischen Stimmungsimpressionismus. Wie die internationalen Impressionisten geht auch Birklhuber direkt von den Natureindrücken und der Momenthaftigkeit der Figuren und Gegenstände aus. Stets bleibt er der Gegenständlichkeit verpflichtet, ohne im eigentlichen Sinne abzubilden. Der Gegenstand wird zur Metapher, wird Vorwand, um Gefühle, Eindrücke und Stimmungen für den Betrachter sichtbar zu machen. Ein “Birklhuber” lässt sich nicht kategorisch in eine Kunstrichtung eingliedern; er ist nicht angepasst an eine der unzähligen avatgardistischen Strömungen. Auch die tagesaktuellen Trends und vorgaben, die das wechselhafte Geschehen am Kunstmarkt bestimmen, sind nicht Parameter seiner Malerei. Harald Birklhuber ist vielmehr einer jener begnadeten Maler, der eine eigene, unverwechselbare künstlerische Identität entwickelt hat. Eine Künstlerpersönlichkeit eben.