HARALD BIRKLHUBER – Kunst aus der Natur von Mag. Hermann Lehner
Ein Wiesenstück, ein Hinterhof, ein Bauerngarten, Gemüsesteigen auf dem Markt, leere Gasse einer Stadt im Süden, Häuserwände, deren fahles Ocker als indirektes Licht vibriert am Nachmittag – ein Bildpanoptikum an Malerei, ist zwar vertraut und dennoch nicht, was unser Auge sonst im Alltag sieht. Was Harald Birklhuber hier zu seiner Bildwelt formt in krätigem Impasto ist also mehr, ist anders als ein bloßes Abbild der Natur. Man sucht vergleichend Ähnliches zu orten, Beziehungen und Ausgangspunkte festzumachen, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, an eine Ahnenreihe anzuknüpfen in der Malerei, die vorbildhaft und richtunggebend war für diese Sicht, für diesen Ansatz gegenständlichen Gestaltens, der sich Natur zum Vorbild oder Vorwand nimmt und bildhaft werden lässt, was aus Natur und innerer Erfahrung neu entsteht. … Harald Birklhuber ist in diesem Sinne nicht modern, ist auch nicht angepasst an die tagesaktuellen Vorgaben und Trends, die das wechselvolle Geschehen auf dem Kunstmarkt unserer Tage bestimmen. Der formale und stilistische Ansatzpunkt seines Gestaltens liegt in der klassischen Moderne und lässt sich, insbesondere hinsichtlich der Spontanität seines malerischen Vortrages, an den spezifischen Ausprägungen eines Spätexpressionismus österreichischer Prägung ableiten, während man in manchen Arbeiten durch die luzide Malweise und die Behandlung des Lichtes an Arbeiten des so genannten österreichischen Stimmungsimpressionismus etwa eines E.J. Schindler oder auch an frühe Arbeiten Carl Molls erinnert wird. Birklhuber bleibt einer Gegenständlichkeit verpflichtet, ohne im eigentlichen Sinne abzubilden. Der Gegenstand wird zur Metapher, wird Vorwand, Gefühle und Stimmungen sichtbar werden zu lassen. In der zum Bild gewordenen Vision vereinigen sich die sichtbaren Elemente der Außenwelt – Licht, Farbe, Form – mit der eruptiven Innenwelt eines emotionalen Ausdrucks zu einer neuen geistigen Ordnung, die es ihm ermöglicht, das auszudrücken, was die Natur nicht unter einer absoluten Gestalt darstellt. Auf diese Weise wird das Bildsujet zum topographischen Anknüpfungspunkt, gleichsam als Einladung und Aufforderung an das Auge des Betrachters, in die dahinterliegende geistige Ordnung einzudringen, in welcher der Künstler die individuelle Emotion mit dem Natureindruck zu einem neuen Ganzen verbindet und solcherart auch Unsichtbares sichtbar macht. Harald Bilklhuber bleibt nicht zufällig der Natur verpflichtet, die ist ihm Anreger und Medium zugleich. in jenem Sinne auch vielleicht, in dem sich ihr Van Gogh verpflichtet fühlte: “Das Gefühl und die Liebe zur Natur finden früher oder später bei Menschen, die sich für Kunst interessieren, immer Anklang. Es ist die Pflicht des Malers, sich ganz in die Natur zu vertiefen und seine ganze Intelligenz zu gebrauchen, um sein Gefühl in seine Arbeit hineinzulegen, so dass sie für andere verständlich wird.” (Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder vom 31.Juli 1882) Mag. Hermann Lehner